
Die Freiburger Wirtschaft hält Kurs in einem zunehmend unsicheren globalen Umfeld
In einem instabilen globalen Umfeld – geprägt insbesondere durch die Rückkehr des Protektionismus und die jüngst von der US-Regierung eingeführten Zollabgaben – hält die Freiburger Wirtschaft Kurs und beweist ihre Widerstandsfähigkeit. Im Jahr 2024 konnte die Wirtschaftsförderung Kanton Freiburg (WIF) dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Direktionen des Staates 32 Unternehmensprojekte begleiten. Diese Projekte sehen mittelfristig die Schaffung von 527 Arbeitsplätzen sowie Investitionen in Höhe von 116 Millionen Franken im Kanton vor. Zudem konnten über 1000 bestehende Arbeitsplätze gesichert werden. Auch das neue NRP-Programm 2024-2027 hat mit der Unterstützung von 19 Projekten konkrete Formen angenommen.
Seit Beginn des Jahrzehnts haben sich die weltweiten Gleichgewichte tiefgreifend verschoben – begleitet von einer beispiellosen Häufung von Krisen, welche die Volkswirtschaften stark erschüttert haben. Die aufsehenerregende Ankündigung der neuen US-Regierung zu den Zöllen ist die jüngste markante Episode davon. Unsicherheit und mangelnde Planbarkeit sind zur neuen Normalität geworden – genährt von einem volatilen internationalen Umfeld und schwindendem Vertrauen in die Institutionen verschiedener Länder. Diese Situation veranlasst Schweizer und Freiburger Unternehmen zu einer zurückhaltenderen Investitionspolitik.
Die Freiburger Wirtschaft hält dennoch Kurs. Zwar ist die Zahl der Konkurse der im Handelsregister eingetragenen Unternehmen nach der Pandemie vorerst gestiegen, doch sie scheint sich zu stabilisieren oder ging 2024 sogar leicht zurück (213 gegenüber 240 im Jahr 2023). Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass das Beschäftigungswachstum mittlerweile das Bevölkerungswachstum übertrifft. Zwischen 2011 und 2024 verzeichnete das Bruttoinlandprodukt des Kantons Freiburg einen Anstieg von 27.5 % – eine eindrückliche Zunahme der Wertschöpfung.
16 neue Ansiedlungen im Kanton
In diesem instabilen Umfeld hat die Wirtschaftsförderung Kanton Freiburg (WIF) am 16. April 2025 ihren Jahresbericht 2024 in den neuen Räumlichkeiten der SMG Swiss Marketplace Group AG im Innovationsquartier bluefactory vorgestellt.
Als Ansprechpartnerin für Unternehmen, die sich im Kanton ansiedeln oder ihre Tätigkeit hier weiterentwickeln möchten, agiert die WIF innerhalb eines koordinierten Ökosystems, das mehrere kantonale Direktionen und Institutionen einbindet. Sie ist zudem für die Umsetzung der Neuen Regionalpolitik (NRP) verantwortlich.
Im Jahr 2024 hat die WIF insgesamt 32 Unternehmensprojekte begleitet (Vorjahr: 40) – darunter 16 Neuansiedlungen und 16 Erweiterungen bestehender Aktivitäten. Die Ansiedlungen verteilen sich zu gleichen Teilen auf Schweizer (8) und ausländische Unternehmen (8), unter anderem aus Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien und den USA. Mittelfristig werden mit diesen Projekten voraussichtlich 527 neue Arbeitsplätze im Kanton geschaffen (Vorjahr: 767) und Investitionen in Höhe von 116 Millionen Franken getätigt. Zudem konnten über 1000 bestehende Arbeitsplätze gesichert werden. Allein die neu angesiedelten ausländischen Unternehmen planen rund vierzig neue Stellen im Kanton zu schaffen.
Parallel dazu wurden im Rahmen des Starts des kantonalen Umsetzungsprogramms (KUP) 2024-2027 insgesamt 19 NRP-Projekte genehmigt. Dieses Programm, das in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren der Regionalpolitik erarbeitet wurde, konzentriert sich auf strategische Schwerpunkte wie Biowirtschaft, digitale Transformation, Industrie 4.0, Tourismus sowie die Stärkung des Unternehmertums in allen Regionen des Kantons.
Für Olivier Curty, Staatsrat und Volkswirtschaftsdirektor, bekräftigen die Ergebnisse des Jahres 2024 die Relevanz der geleisteten Arbeit: „In einem herausfordernden und besonders instabilen globalen Umfeld bestätigen diese Resultate die Wirksamkeit unserer Wirtschaftsstrategie und die Fähigkeit der WIF sowie der kantonalen Ämter, zukunftsträchtige Projekte für den Kanton zu realisieren.“
bluefactory und die EPFL erhöhen das Tempo
Das Innovationsquartier bluefactory im Herzen von Freiburg entwickelt sich weiter zu einem führenden Technologie-Hub. Im Jahr 2024 markierte die Einweihung des Gebäudes B einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Quartiers. Das Gebäude ist nahezu vollständig belegt, mit 17 privaten Unternehmen und 340 Arbeitsplätzen – von insgesamt 700 auf dem Gelände.
Im selben Umfeld entfaltet auch das neue Centre for Worldwide Sustainable Construction (CWSC) der EPFL seine Aktivitäten in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton. Bis 2030 werden sechs neue Lehrstühle hinzukommen, womit sich die Zahl der in Freiburg angesiedelten EPFL-Lehrstühle auf zehn erhöht. Diese werden im zukünftigen Experimentalgebäude des Smart Living Lab untergebracht, dessen Bau 2025 begonnen hat. Dieser Ausbau festigt die wissenschaftliche Positionierung des Kantons im Bereich der gebauten Umwelt – mit konkreten Auswirkungen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Erwähnenswert ist auch die dynamische Entwicklung der Standorte AgriCo in Saint-Aubin und La Maillarde in Romont. Diese werden von der kantonalen Anstalt für die aktive Bodenpolitik (KAAB) verwaltet und bilden den immobilienpolitischen Pfeiler der wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie des Kantons.
Wegweisende Projekte im Bereich Life Sciences
Zu den bedeutendsten Ansiedlungen des Jahres zählt jene von Cellap Laboratoire AG in Châtel-Saint-Denis. Das Unternehmen ist im Bereich der hochwertigen Zellkosmetik tätig und vertreibt die Marken Cellcosmet und Cellmen. Cellap hat sich auf einem gemeinsam genutzten Industriestandort mit Marvinpac und MS Swiss Cosmetics niedergelassen. Dank dieses Umzugs verfügt das Unternehmen nun über mehr als 4000 m² Produktionsfläche und verfolgt ambitionierte Wachstumsziele auf internationalen Märkten.
Dieses Projekt steht exemplarisch für die Dynamik im Bereich Life Sciences – ein Sektor, dessen strategische Bedeutung 2024 durch eine Studie von BAK Economics bestätigt wurde. Demnach macht die Branche mittlerweile 10 % des kantonalen BIP aus – ein klares Zeichen für die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung dieses Bereichs in Freiburg.
Jerry Krattiger, Direktor der WIF, betont: „Der Kanton Freiburg hat die Biowirtschaft – zu der auch die Life Sciences zählen – zu einer Priorität seiner Wirtschaftsstrategie erklärt. Die Ansiedlung von Cellap sowie die Entwicklung weiterer Akteure auf unserem Kantonsgebiet zeigen, dass dieser auf Wertschöpfung ausgerichtete Fokus Früchte trägt. Unser Engagement geht jedoch weit darüber hinaus, mit der Unterstützung weiterer Schlüsselbereiche wie der Industrie 4.0, die ebenfalls zur Dynamik und Vielfalt unserer Wirtschaft beitragen.“
Gesteigerte Wachsamkeit gegenüber Unsicherheiten
Die Volkswirtschafts- und Berufsbildungsdirektion ist sich der Unsicherheiten bewusst, die auf den Unternehmen lasten und verfolgt die Entwicklung der Konjunktur besonders aufmerksam. „Dank bewährter Instrumente wie der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) verfügen wir über wirksame Hebel, um die Stabilität unseres wirtschaftlichen Gefüges zu sichern“, so das Fazit von Olivier Curty.
Dokumentation:
Bei der Swiss Marketplace Group in der bluefactory
Die jährliche Medienkonferenz der WIF fand dieses Jahr in den neuen Büros der Swiss Marketplace Group (SMG) in der bluefactory statt. Die Ansiedlung von SMG in Freiburg ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit der WIF und wurde 2023 beschlossen, um die zuvor in Flamatt angesiedelten Arbeitsplätze im Kanton zu halten.
SMG ist ein Netzwerk führender Online-Marktplätze und ein innovatives Digitalunternehmen, das mit zukunftsgerichteten Produkten den Alltag erleichtert. Zum Portfolio gehören unter anderem ImmoScout24, Homegate, AutoScout24, Ricardo, tutti.ch, anibis.ch, FinanceScout24, moneyland.ch und weitere Plattformen. Der Hauptsitz befindet sich in Zürich Oerlikon, mit weiteren Standorten in Zug, Lausanne und – seit Oktober 2024 – auch in Freiburg, auf dem Areal der bluefactory. Dort sind über hundert Mitarbeitende tätig.
Boris Gussen, CFO: „Mit dem Standort in der bluefactory investieren wir in moderne Arbeitsräume und in unsere Zukunft in der Westschweiz. Die gute Erreichbarkeit und die Nähe zu unserer Kundschaft machen Freiburg zum idealen Ort für Austausch und Wachstum.“